Sckell: Ein bedeutender Landschaftsarchitekt aus Weilburg

Geschichtsverein erinnert an berühmten Sohn der Stadt

Erinnerung an den berühmten Sohn der Stadt Weilburg: Gartenmeisterin Katharina Brunsing mit Christian Radkovsky und Matthias Knaust vom Geschichtsverein Weilburg. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Frau Dragässer-Schönfeld/www.oberlahn.de)
Erinnerung an den berühmten Sohn der Stadt Weilburg: Gartenmeisterin Katharina Brunsing mit Christian Radkovsky und Matthias Knaust vom Geschichtsverein Weilburg. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Frau Dragässer-Schönfeld/www.oberlahn.de)

 

Weilburg. Zum 200. Todestag von Friedrich Ludwig von Sckell fand in Zusammenarbeit mit dem Geschichtsverein Weilburg eine sehr gut besuchte Veranstaltung im Schloss und im Schlossgarten Weilburg statt. Als Gartenmeister und Landschaftsarchitekt hat Sckell den Stil des Englischen Landschaftsgartens in Deutschland geprägt. Für den Geschichtsverein würdigten Christian Radkovsky und Matthias Knaust das Wirken dieses berühmten Sohnes der Stadt Weilburg.

 

Auch Weilburg kann Landschaftsgarten: Die nicht mehr vorhandenen Raseninseln vor der Unteren Orangerie wirken auf den heutigen Betrachter seltsam fremd und vertraut zugleich. Foto: Schlossmuseum Weilburg
Auch Weilburg kann Landschaftsgarten: Die nicht mehr vorhandenen Raseninseln vor der Unteren Orangerie wirken auf den heutigen Betrachter seltsam fremd und vertraut zugleich. Foto: Schlossmuseum Weilburg

 

In Zusammenarbeit mit dem Weilburger Geschichtsverein erfolgte nach einer Führung durch die Obere Orangerie mit Anette Krämer ein Rundgang durch den mit zahlreichen Laternen erhellten Schlossgarten. Hier zeigte Katarina Brunsing – als Gartenmeisterin der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen des Weilburger für die Gartenanlage verantwortlich – sehr anschaulich die Entwicklung des Schlossgartens: Von einer zunächst noch brachliegenden Anlage, über einen deutlich kleineren Renaissance-Garten bis zu der barocken Gartenanlage mit Anlehnungen an Versailles, die der junge Sckell erlebte.

 

Gartenmeisterin Katarina Brunsing zeigt die Entwicklung des Schlossgartens

 

Auch wenn sich der Schlossgarten heute wieder überwiegend in der – rekonstruierten – barocken Pracht zeigt: Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde der Schlossgarten nach der Mode des Landschaftsparks umgestaltet. Und so machte sich die von Sckell geprägte Richtung der Gartenkunst auch am Ort seiner Kindheit bemerkbar. Die aus dieser Zeit stammenden Baumriesen prägen den Schlossgarten auch heute noch und laden zum Lustwandeln ein. Katharina Brunsing vermochte den Bogen vom Zeitalter des Barocks bis in die Gegenwart zu spannen. Sie machte deutlich, wieviel Mühe es damals wie heute den vielen Gärtnerinnen und Gärtnern bereitete, der Anlage immer wieder mit dem Aussortieren alter und dem Setzen neuer Pflanzen das ganze Jahr hindurch ein prachtvolles Bild zu geben.

 

Zur Erinnerung an den berühmten Sohn der Stadt waren viele Besucher in die untere Orangerie gekommen. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Frau Dragässer-Schönfeld/www.oberlahn.de)
Zur Erinnerung an den berühmten Sohn der Stadt waren viele Besucher in die untere Orangerie gekommen. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Frau Dragässer-Schönfeld/www.oberlahn.de)

 

Sckells Stationen im Bildvortrag von Matthias Knaust und Christian Radkovsky

 

Der Rundgang endete bei warmen Getränken in der Unteren Orangerie, ehe der Vorsitzende des Weilburger Geschichtsvereins, Christian Radkovsky mit seinem Kollegen Matthias Knaust einen detail- und kenntnisreichen Vortrag über das Wirken Sckells hielt. Anhand zahlreicher Fotos, Grundrisse, Zeichnungen und Plänen beschrieben die beiden anschaulich dessen Wirken, beispielsweise in Schwetzingen: Hier entwickelte Sckell aus dem barocken Garten mit zahlreichen Sichtachsen zum Hauptgebäude einen Landschaftsgarten, der die Natur nachahmt. Viele Pflanzen erwarb er zuvor bei seinen Studienreisen durch Europa. Anstelle der in Form geschnittenen Hecken und Bäume, die der Unterteilung der ausgedehnten Gartenanlage dienten, wurde so die Anmutung einer natürlich gewachsenen Wald- und Gewässerlandschaft inszeniert. Besonders eindrucksvoll zeigt dies Sckells Erstlingswerk: Der „Baumlehrgang“ in Schwetzingen, bei dem Sckell in das Arboretum einen kleinen Tempel einfügt, dessen Fassade die Imitation einer Eichenborke darstellt.

 

Das Arboretum in Schwetzingen war Sckells Erstlingswerk, hier der Tempel der Botanik, dessen Fassade eine Eichenborke imitiert. (Foto: Helge Volkmar, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)
Das Arboretum in Schwetzingen war Sckells Erstlingswerk, hier der Tempel der Botanik, dessen Fassade eine Eichenborke imitiert. (Foto: Helge Volkmar, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

  

Münchens Englischer Garten geht auf einen Weilburger zurück

 

Als Krönung und wohl bekanntestes Werk von Sckell gilt die Anlage des Englischen Gartens in München. Sein für die damalige Zeit fortschrittliches Denken ließ einen Garten entstehen, der nicht mehr nur den Mächtigen vorbehalten war. Auch das gemeine Volk sollte sich dort frei in der Natur bewegen und sich erholen können. Der Englische Garten war zwar ein fürstlicher Prunkgarten, aber eben auch ein Volksgarten, in dem jedermann Erholung und Gesellschaft finden konnte.

 

Katharina Brunsing erläutert die Arbeit eines Gartenmeisters heutzutage und zu Sckells Zeiten. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Frau Dragässer-Schönfeld/www.oberlahn.de)
Katharina Brunsing erläutert die Arbeit eines Gartenmeisters heutzutage und zu Sckells Zeiten. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Frau Dragässer-Schönfeld/www.oberlahn.de)

 

Gäste wünschen sich Erinnerungsort an Sckell in der Altstadt

 

Von den Gästen wurde angeregt, künftig einen Erinnerungsort in der Altstadt für diesen großen Sohn der Stadt Weilburg zu schaffen. So soll ein Ort entstehen, an dem – zusätzlich zu dem bereits bestehenden Sckell-Platz am Karlsberg – die Bedeutung des Weilburgers Sckell als Schöpfer des Englischen Gartens gewürdigt wird. Denn Sckells Lebenswerk ist viel mehr als der Englische Garten in München: Die Vielzahl der weiteren Wirkungsstätten des Gartenbaumeisters – wie beispielsweise Bruchsaal, Mannheim, Mainz, Aschaffenburg, Schloss Nymphenburg, Oppenweiler, Amorbach oder Wiesbaden-Biebrich – überraschte das Publikum und lies überall typische „Sckell-Elemente“ erkennen. Mit einem großen anerkennenden Dankeschön der zahlreichen Besucher an die Schlösser- und Gartenverwaltung und an den Weilburger Geschichtsverein endete mit einem langanhaltenden Applaus ein interessanter und kurzweiliger Abend.    

 

Text: Isabell Heep und Matthias Knaust

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